Parkplätze im Ortskern entfallen durch die Sanierung der Bielefelder Straße. Anwohner sammelten deshalb 153 Unterschriften, dass die Gemeinde sich um zusätzliche Stellplätze bemühen solle. Doch der Vorschlag von Planer Thomas Goldbeck im Bauausschuss rief bei Teilen des Publikums Entsetzen und eine kontroverse Diskussion hervor. Die Entscheidung wurde vertagt.

Landesbetrieb Straßenbau NRW gibt die Sanierungsumsetzung vor

Auf einer Bauausschuss-Sitzung im November 2021 stellten zwei Mitarbeiterinnen von Straßen NRW einen Vorschlag für die Sanierung der Bielefelder Straße vor. Da die Fahrbahn teilweise sehr eng ist, bleibt es bei Überholmanövern gefährlich. Für Radfahr-Schutzstreifen müssen als Parkplätze genutzte Mehrzweckstreifen weichen. Das Landesunternehmen stellte die Gemeinde vor die Wahl, dieser Planung zuzustimmen oder eine reine Sanierung der Fahrbahn zu akzeptieren. Bis auf die Grünen stimmten alle Ausschussmitglieder dafür, das Sanierungs-Stückwerk umzusetzen.

Der Wegfall der Parkmöglichkeiten bewegte Anwohnerin Kimberly Brune zu einer Unterschriftensammlung. Ihr Ziel: Die Gemeinde solle sich bei Straßen NRW um den Ausgleich der weggefallenen Stellplätze bemühen. Sie fand in Steinhagen 153 Gleichgesinnte, die ihr Schreiben mit unterzeichneten. Und so beauftragte die Verwaltung das Ingenieurbüro Plan B mit einem Lösungsvorschlag.

Einigkeit bei Bauamt und Straßen NRW: Planervorschlag gut

Das, was sich die Planer ausdachten, fand sowohl beim Steinhagener Bauamt als auch beim Landesbetrieb Straßenbau NRW Anklang: Zusätzlich zum Grünstreifen sollen Sträucher und sieben alte Bäume auf Höhe Grünewaldweg bis zum Zugang des Böckstiegel- und Menzelwegs gefällt werden. „Der Gehweg würde ein Stück Richtung Wall wandern. Man hätte dadurch Platz für insgesamt 16 Parkplätze zwischen Straße und Bürgersteig.“

Parkplätze – Protest und Zuspruch aus dem Publikum

Während Brune ihren Wunsch nach Parkplätzen mit einer mündlichen Vereinbarung zwischen ihrem Vater und Straßen NRW aus den 80er Jahren verteidigte, regte sich bei anderen Ausschuss-Gästen Protest. „Hätte ich gewusst, dass dafür die Bäume gefällt werden sollen, hätte ich niemals unterzeichnet“, rief eine Anwohnerin. Ein Familienvater wies auf die Lärm- und Feinstaub-Filterfunktion des dicht bewachsenen Pflanzenareals hin. „Ich bin entsetzt über eine solche Planung. Wollen Sie den Kindern und uns auch noch das letzte bisschen Lebensqualität an dieser Straße nehmen?“ 

Auf das Risiko für Radfahrer, in sich öffnende Autotüren hineinzufahren, wies ein Mitglied des ADFC hin. Der langjährige Bauausschussleiter und ehemalige CDU-Fraktionsvorsitzende Herbert Mikoteit richtete einen eindringlichen Appell an die Ausschussmitglieder: „Ich warne Sie davor, sieben alte Bäume als Gefälligkeitsentscheidung für wenige Bürger fällen zu lassen.“ Andere anwesende Anlieger hingegen wünschten sich lautstark Parkplätze.

Strittige Entscheidung über Parkplätze wird verschoben

Nach einer Sitzungsunterbrechung teilte Ausschussleiterin Dr. Mechthild Frentrup den Anwesenden mit, der strittige Punkt werde vertagt. Sie schlug vor: „Vielleicht ist ja auch ein Kompromiss in der Form denkbar, dass man Bäume auf dem Wall nachpflanzt.“

Wir meinen: Die Entscheidung, Bäume und Sträucher für Bauprojekte, Straßen und Parkplätze zu opfern, fällt machen Verwaltungsmitgliedern und Politikern in unserer Gemeinde offensichtlich leicht. Doch auch dieser heiße, trockene Sommer zeigt, dass wir Bäume und andere Pflanzen dringend brauchen. Den Vorschlag, als „Kompromiss“ einfach sieben Bäumchen auf dem Wall nachzupflanzen, halten wir für unglücklich. Bis Setzlinge zur Größe der vorhandenen Bäume nachwachsen, dauert es drei bei vier Jahrzehnte. Wenn sie bei diesem Klimawandel-Wetter überhaupt so lange überleben.

Parkplätze statt Bäume trotz Klimawandel

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