Gewerbegebiet Detert – auf Wiesenflächen mit Bäumen, einer alten Hofstelle und Gewässer, soll ein „Leuchtturmprojekt“ entstehen: ein Gewerbe-Industriegebiet, in dem Unternehmen ökologische Vorgaben erfüllen sollen.
Zwei Planer präsentierten im gestrigen Bauausschuss Ergebnisse der fraktionsübergreifenden „Arbeitsgruppe Detert“. Eingebettet in viel Jubel wiesen die Experten auch auf mögliche Negativfolgen hin. Und die haben es in sich. Nach der Diskussion beschlossen die Bauausschuss-Mitglieder einstimmig, in die erste Phase der B-Planentwicklung einzusteigen. Für Bürger/innen besteht dann wieder die Möglichkeit, Eingaben und Anmerkungen einzureichen.
Bodengutachten für das Gewerbegebiet „kein Anlass für Begeisterung“
Die Ergebnisse des Bodengutachtens geben laut Planer Roger Loh „keinen Anlass für Begeisterung“. Denn das Vorhaben, Niederschlagswasser und gereinigtes Abwasser z. B. in Sickermulden direkt auf dem Gelände abzuführen, kann wegen des Lehmbodens nicht umgesetzt werden. Er wies auf Hochwassergefahr bei Starkregen hin. Für einen kleinen Ausgleich könne Dachbegrünung sorgen, „auch wenn das Wasser dann trotzdem nicht versickert.“ Das Ingenieurbüro rät deshalb, das Wasser in verbleibende Baum- und Pflanzenbestände, in den Pulverbach und in die Kanalisation zu leiten. „Das alles ist ein Kompromiss. Das Wasser muss möglichst auf dem Gelände verwertet werden.“ Er räumte dringlichen weiteren Planungsbedarf ein. Die Hochwassergefahr im Ortskern ist die eine Sache. Dass der Grundwasserspiegel auch in Steinhagen immer weiter absinkt, die andere. Können wir es uns leisten, von den insgesamt 26,7 ha Fläche 18,5 ha zu versiegeln? Das sind mehr als 26 Fußballfelder.
Bürger sorgen sich um Lärm, Verkehr und Feinstaub
Bauamtschef Stephan Walter nahm Bezug auf die „öffentliche Diskussion“. Diese sei durch den Verein zur Förderung der Umwelt- und Lebensqualität angestoßen worden. Und auch die bei der Bezirksregierung eingereichten Eingaben hätten deutlich Befürchtungen in Bezug auf Lärm und zusätzlichen Verkehr gezeigt. „Während Träger öffentlicher Belange das Projekt überwiegend befürworten, sind Naturschutzorganisationen und Bürger besorgt.“
Er versprach: „Wir geben entsprechende Gutachten in Auftrag.“ Statt einer sonst üblichen „Verkehrs-Knotenpunktüberprüfung“ an bestimmten Stellen wolle die Gemeinde freiwillig mehr tun. „Wir erfassen das gesamte Straßennetz um das Gewerbegebiet herum.“ Als Beispiele nannte er die Bielefelder Straße, die Liebigstraße, die L 756 und die Bahnhofstraße. In der Erhebung könnten die Verkehrsströme berechnet und bei Bedarf eine „verträgliche Verteilung der Verkehrsflüsse“ ermöglicht werden.
Öko-Vorgaben – auch Hörmann muss sich daran halten
Wegen einer schwammigen Formulierung in den Unterlagen über die Ergebnisse der „Arbeitsgruppe Detert“ gab es eine Nachfrage zu Hörmann. Das Steinhagener Traditionsunternehmen hat sich große Teile des Gewerbegebiets gesichert (siehe dunkler Bereich unten rechts). Das Grundprinzip bei der Flächen-Vergabe ist ein Anreiz: Wer am meisten für Umwelt und Klimaschutz tut, bekommt den Zuschlag. Doch Hörmann hat bereits vor der Entwicklung des Maßnahmenkatalogs Interesse bekundet.
Im Konzept heißt es, dadurch entstehe „eine veränderte Situation hinsichtlich der ursprünglich beabsichtigten Vergabemodalitäten.“ Auf Nachfrage versicherte Bürgermeisterin Sarah Süß: „Die ökologischen Kriterien gelten für alle Unternehmen, die sich dort ansiedeln.“ Auch Hörmann werde sich an diese Vorgaben halten. BÜRGER MIT WIRKUNG wird auch diese Angelegenheit weiter im Auge behalten und die Bürgermeisterin bei Bedarf an ihr Versprechen erinnern.