Globaler FFF-Klimastreik – die Fridays for Future Altkreis Halle riefen dazu am 23.9. in Werther auf. Sie baten uns um eine Eröffnungsrede. Dieser Bitte sind wir gern nachgekommen. Anbei die Rede von Birgit Lutzer:
Hallo liebe Leute, wenn man immer mehr Wasser entnimmt als nachsickern kann, gibt es bald ein großes Problem. Und das betrifft uns alle, denn wir hängen alle im übertragenen Sinn an derselben Grundwasserflasche. Ich bin Birgit Lutzer von der Initiative Bürger mit Wirkung. Wir sind im Kreis Gütersloh unterwegs. Genau wie ihr setzen wir uns für einen Erhalt unserer Umwelt mit ihren Pflanzen und Tieren ein. Wir fordern mehr Grün und weniger Beton. Und wir sind für eine noch bessere überörtliche Zusammenarbeit beim Grundwasserproblem. Jetzt die Grüße: Als zweite Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe Gütersloh richte ich euch liebe Grüße aus. Wir unterstützen euch und ich sehe auch einige von uns im Publikum.
Folgen des Klimawandels sind überall zu sehen
Ich habe euch Sand aus einem ausgetrockneten Teil des Steinhagener Foddenbachs mitgebracht. Er geht durch das Wasserschutzgebiet Patthorst, das nach Auskunft der Gemeindewerke „für die nächsten Jahre genug Vorräte“ hat. Welche Folgen des Klimawandels habt ihr bei euch beobachtet?
Wasserwerke beruhigen mit immer denselben Argumenten
Zeitungen berichten ebenfalls über den Klimawandel. Am 30.08.22 stand in der Neuen Westfälischen ein Artikel: „Extreme Trockenheit: Droht auch im Kreis Gütersloh Trinkwasser-Notstand?“ Aufgrund vieler beunruhigender Meldungen über Dürre und sinkende Grundwasserspiegel nahm eine Redakteurin Kontakt mit wichtigen Wasserwerkbetreibern im Kreis Gütersloh auf. Sie sollten Auskunft geben, wie genau die Lage ist.
„Wenn ein Brunnen trocken fällt oder wir kein Wasser finden, bohren wir eben woanders.“ Standard-Antwort von Wasserwerkbetreibern.
Die Antworten waren übereinstimmend. 1: Derzeit ist die Lage zwar angespannt und die Grundwasserpegel sinken, doch kein Grund zur Panik. 2: Falls doch mal ein Brunnen trockenfällt, bohren wir einfach an einer anderen Stelle. Problem gelöst. Wie war das doch noch gleich mit der leeren Wasserflasche? 3. Sollte es dennoch zu Engpässen kommen, vernetzen wir uns mit anderen Wasseranbietern und sorgen für Ausgleich.
Zahlen, Daten und Fakten sagen mehr aus
Vielleicht geht es euch ähnlich wie mir: Mir kommen diese weichgespülten Beruhigungs-Aussagen komisch vor. Ich habe lieber genaue Zahlen. Denn eins ist klar: Die Wasserwerke mit ihren Entnahmen haben entscheidenden Einfluss auf die Grundwasserstände. Das gleiche gilt übrigens für Unternehmen. Storck in Halle ist ein Beispiel für viele andere.
Neben Trinkwasserknappheit gibt es weitere Folgen von zu wenig Wasser: Bäume und andere Pflanzen gehen ein, Tiere verlieren Lebensraum, sie verdursten qualvoll oder sie finden keine Nahrung mehr. Damit erfasst wird, wie sich in Wassergewinnungsgebieten die Entnahmen auf den Grundwasserspiegel, der Boden, die Pflanzen und Tiere im Umfeld auswirken, müssen Wasserwerke jedes Jahr einen Rechenschaftsbericht bzw. ein hydrogeologisches Gutachten erstellen lassen. Dieses wird zum Beispiel an die Bezirksregierung geschickt, damit sie bei Bedarf eingreifen und den Wasserbedarf regulieren kann.
Hydrogeologische Gutachten müssen von Bürger/innen und Umweltgruppen angefragt werden
Wenn niemand danach fragt, gelangen diese Gutachten nur in seltenen Fällen an die Öffentlichkeit. Kleinere Auszüge werden meist in politischen Sitzungen oder bei Veranstaltungen präsentiert. Doch die meisten Leute schalten bei zu viel „Technolatein“ auf Durchzug. Dabei ist es so wichtig, die Augen und Ohren aufzusperren, um sich genauer mit den Inhalten zu befassen. Es geht um den Gesamtzusammenhang und um alle Zahlen. Ja ich weiß, das ist viel Arbeit.
Für gute Argumente sind Fachkenntnisse notwendig
Doch gerade für uns Umweltaktiven ist es wichtig, auch auf fachlicher Ebene sattelfest zu sein. Zu oft noch werden wir von Andersdenkenden belächelt. Und in Diskussionen mit Verwaltungen, Politker/innen und Führungskräften aus Unternehmenshaben viele von uns das Nachsehen. Denn plötzliche zaubern diese Paragrafen, Zahlen und Informationen aus dem Hut, die neu für uns sind. Also fragt nach und bleibt dran.
Auf Anträge nach dem Umweltinformationsgesetz müssen Behörden antworten
Nun ist es meiner Erfahrung nach so, dass viele Behörden bei Umweltfragen interessierter Bürger/innen zugeknöpft reagieren. Ich habe vor Jahren bei einer Anfrage zu einem Bauprojekt die Auskunft bekommen, man werde genaue Informationen nur an direkt betroffene Anwohner/innen herausgeben. Das habe ich erst einmal geglaubt.
Dann fand ich einen Schlüssel zu Umwelt-Informationen: das Umweltinformationsgesetz. Es gibt eines auf Bundesebene und für jedes Bundesland ein eigenes. Bundes-, Landes-, Regional-, Kreis- und Kommunalbehörden sowie zum Beispiel Energieversorger sind zu Auskünften verpflichtet, wenn sich Bürgerinnen und Bürger, Initiativen, Vereine und Verbände auf das UIG berufen. Es ist verblüffend: Wer mit Paragrafen rasselt, bekommt spätestens innerhalb von vier Wochen Auskunft. Wir haben das mehrfach getan, und es klappt.
Globaler fff-Klimastreik ist ein gemeinsamer Schritt in die passende Richtung
Wenn ich mich hier umblicke und so viele Menschen aus verschiedenen Orten und Gruppen sehe, fasse ich Mut. Ein paar Leutchen können schnell ausgeschaltet werden. Deshalb sollten wir alle unsere Kräfte bündeln, uns noch besser vernetzen und gegenseitig unterstützen. Eine Veranstaltung an vielen Orten wie der Gobale Klimastreik ist genau der richtige Weg. Also lasst uns jetzt gemeinsam aufbrechen und auch nach der Demo weiter für unsere Umwelt zusammenwirken.