Grüne – eigentlich stehen sie für Umweltschutz. In Steinhagen jedoch hat die Ökopartei eine Entscheidung gegen die ureigenen Prinzipien durchgewinkt: Eine Wiese darf bis an den Waldesrand bebaut werden. Dabei ist der Teutoburger Wald FFH- und Natura2000-Gebiet, während die Wiese Wasserschutzstatus hat.
Antragstellende mussten zwei Jahre lang warten
Anwohner hatten 2021 den Antrag gestellt, die Fläche zum Schutz der Natur aus einem alten Bebauungsplan herauszunehmen. Nach gut zwei Jahren im vorangegangenen Bauausschuss hatten dessen Mitglieder bereits einstimmig beschlossen, das Anliegen abzulehnen.
Grüne verteidigen ihre Entscheidung mit dünnen Argumenten
Einer Stellungnahme des BUND, indem auf die schwerwiegenden Folgen unter anderem für Pflanzen und Tiere im Wald hingewiesen wurde, begegnete Fraktionssprecherin Christiane Manthey mit Rechtfertigungsversuchen. „Wir haben uns die Wiese angeschaut. Da leben nur wenige Arten“, versicherte sie. Ein Bebauungsplan diene im Übrigen dazu, Bäume zu schützen. „Und wir haben ja noch die Baumschutzsatzung.“ Die Wiese sei weder ein Biotop noch Teil des Biotop-Verbundes. Deshalb könne sie ruhig bebaut werden.
Steinhagener Altparteien einig in Antragsablehnung
Bei der Abstimmung gab es eine Überraschung: Einzig Kai Funke, Vorsitzender der Fraktion aus UWG/DIE PARTEI und Alexander Alt von der AfD stimmten für die Annahme des Bürgerantrags. Die überwältigende Mehrheit aus SPD, Grünen, CDU und FDP waren sich einig, dass bereits vorhandenen Interessenten eine Bebauung der Fläche bis zum Waldsaum gestattet werden soll.
Anwohner kritisieren den Umgang mit ihrem Antrag
Auch einige Antragsteller waren auf der Sitzung. Anwohner Bernd Winkler machte seinem Zorn im Anschluss Luft: „Wir haben den Eindruck, dass sich weder die Verwaltung noch die Ratsfraktionen inhaltlich mit den Begründungen unseres Antrags auseinandergesetzt haben.“ Gespräche im Vorfeld seien nur mit den Grundstückseigentümern erfolgt. Er fügt hinzu, der völlige Verriss naturschutzwürdiger Aspekte von Frau Manthey und die Unterstützung einer Bebauung der Fläche sei absolut unverständlich. „Gerade von den Grünen hätten wir Unterstützung für unseren Antrag erwartet.“
Wir meinen: Die Frustration der Anwohner ist nachvollziehbar. Das Herumtrampeln auf Umweltschutzbelangen auch durch die Steinhagener Grünen ist eine Sache. Die andere ist, dass hier wieder einmal hinter verschlossenen Türen Beschlüsse gefasst werden. Weitere Bedenken der Antragsteller zur Erschließung des neuen Baugebietes schlugen Verwaltung und Politiker/innen ebenfalls in den Wind. Echte Bürgerbeteiligung sieht anders aus.