Nashornkäfer sind vom Aussterben bedroht. Matthias Kath aus Peckeloh hat vor zehn Jahren in seinem Komposthaufen Käferlarven angesiedelt. Daraus sind inzwischen 200 Tiere in verschiedenen Lebensstadien geworden. Der Verein Bürger mit Wirkung (BmWir) sorgt für eine Verteilung der großen Käferfamilie im Altkreis Halle. Von links Matthias Kath, Christoph König, Samuel Poelman und Birgit Lutzer.
Nur männliche Käfer haben ein Nashorn
Der stolze Käferzüchter nimmt vorsichtig einen fünf Zentimeter großen schwarzen Krabbler auf die Hand. „Das ist ein Männchen. Nur die haben das Nashorn, um mit Artgenossen um die Weibchen zu kämpfen.“ Das Insekt hält einen Moment inne läuft dann schnell den Arm seines Halters hoch. Auch anderen Platzierungsversuchen zwecks Fotoerstellung widersteht es. „Der gehörnte Käfer hat einen eigenen starken Willen“, sagt BmWir-Vorstandsmitglied Christoph König anerkennend.
Larven wachsen fünf Jahre zu erwachsenen Käfern heran
Auch die Larven des Nashornkäfers sehen beeindruckend aus. Zunächst klein wie eine Kidneybohne, wachsen sie im Lauf von fünf Jahren zu fingerdicken bis zu acht Zentimeter langen Ungetümen heran. Mit ihren starken Beinen vorne am Körper buddeln sie sich sofort ein, wenn sie auf Kompost gesetzt werden. Nach Ablauf des Larvenstadiums verpuppen sie sich, und neue Nashornkäfer schlüpfen.
Nach dem Anfassen der Larven Hände gründlich waschen
Kath, beruflich Erfinder einer technischen Lösung für das Grundwasserproblem, ist ebenfalls Mitglied bei BmWir. Er warnt, beim Umgang mit den großen Larven sei wegen ihrer Brennhaare Vorsicht angesagt. „Man sollte sich danach die Hände sehr intensiv waschen“, rät er. „Sonst drohen heiße rote Flatschen auf der Haut.“
Verwechselungsgefahr mit Engerlingen
Manchmal werden die jungen Larven der Nashornkäfer mit Engerlingen verwechselt. Doch die fressen die Wurzeln lebender Pflanzen. Für Komposthaufen haben Nashornkäfer und ihr Nachwuchs einen großen Nutzen. „Sie ernähren sich von abgestorbenen Pflanzen und mögen am liebsten Holzreste wie kleingeschnittene Zweige.“ Das Aufgenommene werde verdaut und wieder ausgeschieden. „Dadurch beschleunigt sich der Kompostiervorgang.“
Den Kompost erst sieben, dann verteilen
Zu beachten sei, dass der Kompost einmal im Jahr vor der Umschichtung oder Verteilung auf Beete gesiebt werden müsse. Er zeigt auf einen ehemaligen Grill. „Auf den Rost schaufele ich den Kompost. Dann kann ich Regenwürmer, Nashornkäfer und Larven herausziehen und in Sicherheit bringen.“ Im Anschluss an die Gartenarbeiten setze er die Tiere wieder auf den verbliebenen Kompost.
BmWir-Mitglieder helfen, Nashornkäfer im Altkreis Halle zu verbreiten
Damit sich die unter Naturschutz stehenden Nashornkäfer über Peckeloh hinaus verbreiten, gibt der Umweltschützer seinen Vereinskollegen je eine Dose mit lebenden Larven mit. „Diese Kolonien setzen wir in unseren Kompost. Wir hoffen, dass sie sich in Steinhagen so wohl fühlen wie hier“, sagt Vereinsvorsitzende Birgit Lutzer. Auch Samuel Poelman aus Neuseeland ist begeistert. Bei einer Deutschlandreise hat der 15-jähre Schüler von dem Projekt erfahren. „Es ist schon toll, was es hier alles gibt“, sagt er und filmt mit dem Handy einen Käfer auf seiner Hand. „Das zeige ich zu Hause. Die werden staunen!“