Wasser – bei einer Führung durch das Wasserwerk am 8. Mai informierte Gemeindewerke-Chef Stefan Lütgemeier interessierte Bürger/innen über die aktuelle Lage. Doch Fragen von Gästen zum Grundwassernachschub blieben offen.
Verbraucher füllen Pools und sprengen den Rasen ausufernd
Das Wassergewinnungsgebiet Patthorst ist von zahlreichen Gräben durchzogen, in denen früher das Wasser plätscherte. Viele von ihnen sind durch Trockenheit und Hitze ausgetrocknet. Lütgemeier zeigt sich optimistisch: „Wir haben derzeit genug Wasservorräte.“ Er verwies auf verändertes Verbraucherverhalten an heißen Tagen. „Die Wasser-Fördermenge ist deshalb in den vergangenen Jahren um 10 % gestiegen.“ Als Beispiele nannte er „Pools im Garten und ausgiebiges Wässern von Rasenflächen.“
Verdichtete Böden und Flächenversiegelung bilden eine undurchdringliche Wasser-Barriere
Wie an anderen Orten auch, ist in Steinhagen der Grundwasserspiegel gesunken. Lütgemeiner betonte, die hier gefallene Niederschlagsmenge befinde sich „noch im Mittel.“ Auch die Wasserqualität ist seiner Auskunft nach gleich geblieben. „Wir haben keine höhere Schadstoffbelastung gemessen.“ Es gibt jedoch in spätestens ein paar Jahren ein anderes Problem: Durch Hitze und Trockenheit hat sich der Boden an vielen Stellen zu einer festen Schicht zusammengezogen. Wenn es regnet, läuft das Wasser ab und verdunstet, statt einzusickern. Hinzu kommen große Bauprojekte, die mit massiver Flächenversiegelung einhergehen. Beispiele sind das neue Gewerbegebiet Detert/Langebrede sowie die Baugebiete in Amshausen und an der Riegestraße in Brockhagen.
Auch die Pflanzen benötigen durch die Verschiebung der Klimazonen mehr Wasser
Bürger mit Wirkung-Mitglied Julia Schlinkert verwies darauf, dass Pflanzen durch die Verschiebung der Klimazonen bereits früh Blätter treiben. „Deshalb benötigen sie über einen längeren Zeitraum Wasser. Auch das kann nicht mehr versickern und die Grundwasservorräte auffüllen“, sagte die Biologin. Herbert Mikoteit, der die Veranstaltung als Stadtführer organisiert hatte, nahm auf die Grundwasserknappheit im Nachbarort Halle Bezug. „Storck darf dort für die Produktion sehr viel Wasser entnehmen. Zuerst hieß es, das sei kein Problem. Und kürzlich durften wir in der Zeitung lesen, dass der Grundwasserspiegel in Halle bedenklich gesunken ist.“
Lütgemeier erläuterte, für Storck gelte ein besonderes Wasserrecht. Abgesehen davon, löse jeder Ort im Altkreis seine Wassernachfrage weitgehend allein. Mikoteit: „Im Altkreis gibt es doch ein Zusammenspiel der Orte. Wir hängen teilweise an einem Wasserstrang.“ Er monierte, es sei keine Nachfrage aus Halle an Steinhagen erfolgt, ob es in der Gemein de Bedenken gegen die enorme Wasserentnahme durch Storck gebe.
Nur technisches Zusammenwirken und gegenseitige Belieferung im Altkreis
Auch wenn sich die Altkreiskommunen und Bielefeld bei Wasserknappheit gegenseitig beliefern, beschränkt sich die Zusammenarbeit laut Lütgemeier „eher auf technische Fragen.“ Die Frage, ob es einen überkommunalen Arbeitskreis der Wasseranbieter gebe, die sich um die Wasserproblematik Gedanken mache, verneinte er. Dann fügte er hinzu: „Wenn man denn überhaupt von einer Wasserproblematik sprechen möchte.“
Unsere Meinung: Der alleinige Blick auf Steinhagen nach dem Motto „Hier ist doch alles gut“ hilft wenig weiter. Sinkende Grundwasserspiegel und Wasserknappheit betreffen uns alle. Es ist schade, dass hier offenbar jede Kommune zuerst an sich selbst denkt, statt das Problem gemeinsam im Altkreis und darüber hinaus anzugehen.